Naturschützer der ersten Stunde Kurt Preywisch wäre am 23. Juni 100 Jahre alt geworden

 Kurt Preywisch wäre am 23. Juni 100 Jahre alt geworden

 

Der »Vater des Naturschutzes« im Kreis Höxter wäre am Freitag, 23. Juni, 100 Jahre alt geworden: Kurt Preywisch. Grund genug für Heimatfreunde, ehemalige Kollegen und Schüler vom KWG sowie Bürger im Kreis jenes Mannes zu gedenken, der den Umwelt- und Naturschutz weit vor Aufkommen von Grünen- und Öko-Bewegung in der Region populär gemacht hat.

Kurt Preywisch ist vor 20 Jahren gestorben. Geboren wurde er 1917 im 1. Weltkrieg in der damals zu Österreich gehörenden böhmischen Hauptstadt Prag. Ohne den Unterricht und den Einfluss seines Biologielehrers Kurt Preywisch in den 50er Jahren am Höxteraner Gymnasium wäre sein Interesse für den Natur- und Umweltschutz niemals so intensiv geweckt worden, gestand einmal der frühere Bundesumweltminister Prof. Klaus Töpfer in einem WB-Gespräch. Übersetzt könnte das heißen: Preywisch’ Engagement hatte über die anerkannte Arbeit von Klaus Töpfer sogar eine globale Wirkung. Kurt Preywisch sei einer der positiven Gesinnungstäter im besten Sinne des Wortes gewesen, erklärte Prof. Töpfer, der heute weltweit als einer der Umwelt- und Klimaschutzfachleute schlechthin gilt.

Nach dem Studium erwarb Kurt Preywisch in Prag die Lehrbefähigung für den höheren Schuldienst. Dann kam der Zweite Weltkrieg, in dem er 1943 schwer verwundet wurde. Die Vertreibung aus Böhmen folgte. 1951 bekam er eine Lehrerstelle für Geografie und Biologie am KWG in der Bismarckstraße in Höxter. 1977 ging er im neuen KWG in Pension und war in Sachen Umweltschutz als »Naturschützer der ersten Stunde« weiter unermüdlich unterwegs.

Viele KWG-Jahrgänge erinnern sich noch lebhaft daran, wie Preywisch mit ihnen zum Vogelschutzgebiet Brenkhäuser Teiche wanderte und ihnen dort die heimische Vogelwelt näherbrachte.

Von 1952 bis ins hohe Alter war der Höxteraner Studiendirektor ein maßgeblicher Vogelschützer im Kreis Höxter. Als Vertreter des Bereiches Botanik saß er im Fachbeirat der Kreisstelle für Naturschutz. Als Kreisbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege leistete Preywisch Pionierarbeit. Naturforschung, Naturschutzgebiete, Landschaftsschutz – Preywisch setzte Maßstäbe und schuf viele Grundlagen für Schutzgebiete und Projekte. Naturkundlicher Verein

Auch im Naturkundlichen Verein Egge-Weser engagierte sich Kurt Preywisch, der mit seiner Familie an der Gartenstraße in Höxter lebte. Er war NKV-Gründer und Vorsitzender über zwei Jahrzehnte. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Errichtung des Vogelschutzgebietes Brenkhäuser Teiche an der B239 schon 1953. Er regte zudem die Unterschutzstellung mehrere Naturschutzgebiete im Kreis Höxter erfolgreich an. Neben der Vogelwelt stellte der Biologielehrer auf botanischem Gebiet und in der Fauna umfangreiche Forschungen im Kreis Höxter an. Eine Pflanzenhybride erhielt zu seinen Ehren den wissenschaftlichen Namen »Viola x preywischiana«. Er handelt sich hierbei um eine Mischform zwischen dem Westfälischen Galmei-Stiefmütterchen von Blankenrode und dem Acker-Stiefmütterchen.

Studiendirektor Preywisch verfasste zahlreiche Schriften über Vogelarten, Vogelbestände, den Kranichzug (eine Lebensaufgabe) oder den Corveyer Wald. Viele Exkursionen leitete er. Überregional hatte er als Experte einen sehr guten Ruf. Im HVV Höxter war er im Vorstand und als Wanderführer aktiv. Viele Ehrungen wurden ihm schon zu Lebzeiten zuteil. Nach seinem Tode wanderte seine umfangreiche Bibliothek zur Landschaftsstation nach Borgentreich.

Naturdenkmäler waren ihm stets ein Herzensanliegen: Er verfasste ein Naturdenkmalbuch für den Kreis – ein Standardwerk. Preywisch hat sich um die Erhaltung der Natur im Kreis mehr als verdient gemacht. Ex-Umweltminister Töpfer und andere attestieren Preywisch, dass ohne sein ehrenamtliches Wirken vor Ort, ohne sein wissenschaftliches und politisches Bemühen Umwelt- und Naturschutz in den 1960er bis 80er Jahren kaum gehört und umgesetzt worden wäre. Er habe seinen Schülern und der Politik nicht nur Wissen, sondern auch Verständnis für die Zusammenhänge für die Natur und gefährdete Pflanzen vermittelt. Zu seinen KWG-Zeiten legten die Schüler freiwillig sogar mehr als 800 Herbarien an – eine stolze Zahl.

Es gibt ihm zu Ehren den Kurt-Preywisch-Wanderweg im Natura-2000-Projekt: Der führt durch das Gebiet Godelheimer Seen, Grundlose und Taubenborn. Der Weg wurde zum zehnten Todestag von Preywisch 2007 vom Heimat- und Verkehrsverein Höxter eröffnet. Gedenk-Wanderung

Die Mittwochswandergruppe des HVV Höxter bietet aus Anlass des 100. Geburtstages von Kurt Preywisch am Mittwoch, 19. Juli, ab 14.20 Uhr eine Sonderwanderung auf dem Preywisch-Weg an. Treffpunkt ist an der Beckhaus-Linde (Weserbrücke Höxter).

 

Text & Foto von Michael Robrecht - Westfalen-Blatt vom 21.06.2017