Schlagende Argumente

»Gold-Abi« in Höxter: KWG-Abiturjahrgang 1967 erinnert sich an die alte Penne

Sie hatten alle klare Ziele vor Augen und gingen zielstrebig ihren Weg. Nach 50 Jahren haben sich am Samstag die Abiturienten des Jahrgangs 1967 zum »Goldabitur« in Höxter getroffen.

Als die heutigen Ärzte, Schulleiter und Architekten vor fünf Jahrzehnten das König-Wilhelm-Gymnasium, das sich damals noch im Altbau in der Bismarckstraße befand, verließen, regierte Kanzler Kurt-Georg Kiesinger und einer Großen Koalition mit Willy Brandt als Außenminister. Vietnamkrieg, deutsche Teilung und die wachsende Kleinstadt Höxter prägten ihr letztes Schuljahr. Jürgen Laue (Architekt), Heinz-Richard Oeynhausen (Lehrer), Ernst Gerlach (Bundeswehr-Offizier), Franz-Josef Haxter (Arzt), Prof. Dr. Manfred Holzgraefe (Mediziner), Ludwig Leßmann (Schulleiter), Eckhard Hinze, Georg Wiedemann (Lehrer) und Michael Gemmeke(Arzt) staunten nicht schlecht, wie sich das KWG heute präsentiert. Erste Gymnasial-Inklusionsklassen in OWL, 750 Schüler, ein tolles Programm zur 150-Jahrfeier der alten Penne und sanierte Fachräume: »Die Schule ist ordentlich aufgestellt«, lobten die Ehemaligen bei einem Rundgang mit Schulleiter Georg Wieners. Sehr präsent ist vielen die Schulzeit der 60er Jahre noch, als es kaum Mädchen am KWG gab und man in Klassenverbänden sein Abi »baute«. Dass die früheren Lehrer Ruldolf Geburzi und Heinz Günnewig dabei sein konnten, das fand die besondere Würdigung des 1967er Jahrgangs.

Schule vor 50 Jahren: Die Herren, alle um die 70, sprudeln förmlich, wenn sie von Paukern, Streichen und einem Schulstreik erzählen. Damals sei ein Sitzstreik auf dem Schulhof, um »Hitzefrei« zu erzwingen, etwas Revolutionäres für Höxteraner Verhältnisse gewesen. »Am Vorabend von 1968« mit APO und Demos habe man ersten Widerspruch gewagt. »Sonst gab es damals noch Prügel von Lehrern, wenn etwas nicht lief«, schildert Manfred Holzgraefe. Ernst Gerlach erinnert sich an den Eklat mit der zu frechen Abi-Zeitung, die nicht im KWG verteilt werden durfte und dennoch den Weg in die Haushalte fand. »Zensur« sei das gewesen. Der Lehrkörper am KWG sei damals streng und »alte Schule« gewesen: Man habe die Wahl zwischen »Strafarbeit oder Ohrfeige« gehabt, wissen die Ex-Pennäler. »Aber es waren schöne Jahre in Höxter, und wir wurden inhaltlich gut auf das Leben vorbereitet«, loben alle, aus denen im Studium Ärzte, Lehrer und Ingenieure wurden.

Die 67er, sie kamen aus ganz Deutschland, berichten von Alumnat, ersten Mädchenkontakten in den Klassen, im Unterricht Zigarre rauchenden Lehrern und einem KWG-Gebäude, heute Teil der Kreisverwaltung, das als Kulisse für den Kultfilm »Feuerzangenbowle« geeignet gewesen wäre. Zum Wiedersehen gehörten noch eine Stadtführung und die lange Einkehr in das Gasthaus »Zum Landsknecht«. Gedacht wurde der verstorbenen Mitabiturienten wie Ferdi Sünkeler, Dieter Flotho, Jürgen Sonne oder einem irgendwo in Amerika verschollenen Mitschüler namens Winter. Celina Zaulig und Liborius Schmidt vom aktuellen Abijahrgang sagten den Ehemaligen Hallo
und berichteten vom Abitur 2017. 101 Abiturienten würden ab diesem Montag Abiarbeiten schreiben. Das KWG sei eine gut aufgestellte Schule. Dem stimmten die Vorgänger ausdrücklich zu.

 

Titelbild: KWG-Schulleiter Georg Wieners und Lehrer Christoph Heger (obere Reihe links) sowie die 2017er Abiturienten Celina Zaulig und Liborius Schmidt mit dem Abitur-Jahrgang 1967 im Hörsaal. Dabei auch die Lehrer Rudolf Geburzi und Heinz Günnewig.

Zweites Bild: Abitur 1967 mit Zylinder und Direktor Fritz Bürmann: Aus allen Schülern ist beruflich etwas geworden; einige sind auch schon tot.

Foto und Text von Michael Robrecht aus Westfalen-Blatt vom 01.05.2017

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