Ganz Höxter schraubt Deckel ab

Klasse 7a des KWG startet Sammelaktion im Kampf gegen Kinderlähmung

Es dreht sich was in Höxter – und zwar an den Schraubverschlüssen abertausender Getränkeflaschen. Deren Plastikdeckel können nämlich Kinderleben retten. Deshalb folgen viele Höxteraner dem Aufruf der Klasse 7a des König-Wilhelm-Gymnasiums (KWG), von leeren Flaschen die Deckel abzuschrauben und diese zu sammeln.

Als Klassenlehrerin Sarah Kohnert den Kindern das Deckel-Projekt ans Herz legte, ahnten weder sie, noch die Kinder, welch große Kreise ihre Initiative ziehen würde. »Wir sind überwältigt von dieser breiten Unterstützung«, freut sich die Französisch- und Sportlehrerin.

Konkret geht es bei der Hilfsaktion um den Kampf gegen die Kinderlähmung (Polio). In Nigeria, Pakistan und Afghanistan ist diese unheilbare Infektionskrankheit noch nicht ausgerottet. Das einzige, was hilft, sind Impfungen. Um sie zu finanzieren, hat sich 2014 in Nürnberg der Verein »Deckel drauf« gegründet: Er sammelt Verschlüsse, verkauft diese an Recycling-Betriebe und unterstützt mit dem Erlös die Rotary-Kampagne zur Ausrottung der Polio.

In diese Hilfsoffensive ist die KWG-Schulklasse eingestiegen. Und die Höxteraner können ganz unkompliziert mithelfen. »500 Deckel reichen zur Finanzierung einer Schluckimpfung gegen Polio«, informiert Flora Pammel aus der 7a. Das erscheint auf den ersten Blick viel. Die Zahl kommt aber schnell zusammen. Getränkeflaschen, Tetrapaks für Saft oder Milch – überall im Haushalt warten Plastikverschlüsse darauf, abgeschraubt zu werden. »Kleiner Dreh – Große Hilfe«: Der Slogan des Vereins ist den Schülern ein Herzensanliegen: »Wer sammelt, kann Kinderleben retten. Das sollte es uns wert sein, die zwei Sekunden für das Abschrauben aufzubringen«, sagt Anne Hartenstein. »Pfandflaschen behalten auch ohne Deckel ihren vollständigen Wert«, gibt Klassenkameradin Chiara Schata einen wichtigen Hinweis.

In allen Klassen ihrer Schule haben die Mädchen und Jungen der 7a selbst gestaltete Sammelboxen aufgestellt. Die Schüler befüllen sie fleißig. »Jetzt bringen wir weitere Boxen in Geschäfte und Supermärkte«, erzählt Emily Henke. Am Freitag schwärmten die Schülerinnen und Schüler mit vielen Kisten zu mehreren Läden aus. Die Boxen stapelten sich zuvor im Klassenzimmer. »Die Hauptschule sammelt auch für uns mit«, erzählt Alicija Gittel freudestrahlend. »Wir können vielleicht auch im Krankenhaus nachfragen«, hat Sofia Koulouris spontan eine Idee. Die Klasse sprudelt vor Tatkraft – immer wieder neu beflügelt von der riesigen Resonanz.

Die große Sammelfreude der Höxteraner lässt sich schon jetzt eindrucksvoll quantifizieren: 20 Kilogramm Deckel sind bereits zusammengekommen. Jeder einzelne Verschluss wiegt zwei Gramm. »Wir haben also ungefähr 10 000 Deckel«, sagt Hagen Speith. Eine Impfung »kostet« 500 Deckel. »Wir haben also schon 20 Kindern ein Leben ohne Kinderlähmung ermöglicht«, strahlt Sofia. Bis zu den Sommerferien werden viele weitere dazu kommen, ist die Klasse zuversichtlich. Bis dahin sammeln die Schüler weiter.

Die vielen Verschlüsse bringen sie zu einem Recyclinghof nach Holzminden, bei dem der Verein »Deckel drauf« eine Abgabestelle eingerichtet hat. Die ambitionierten Siebtklässler hoffen, dass viele Menschen weiter drehen: »Es ist einfach, zu helfen. Jeder kann mitmachen. Es lohnt sich. Gemeinsam können wir Kinderleben retten.«

Abgabestellen:   

    • REWE-Supermärkte
    • Netto
    • Kaufland
    • Getränkemarkt VollGut
    • Stern-Markt
    • Markant (Ottbergen)
    • Café Pammel
    • Caféteria des Krankenhauses
    • Parfumerie Manegold
    • Westfalenblatt-Geschäftsstelle




Internetseite des Dachprojekts: www.deckel-gegen-polio.de



Text und Foto: Sabine Robrecht - Westfalenblatt vom 25.02.2017