Zukunft braucht Geschichte

Stadt, Pins-Gesellschaft und KWG-Schüler gedenken Holocaust-Opfer

Es herrscht eine bedrückte Stimmung im Forum Jacob Pins, als die Schüler der 12. Klasse an die deportierten und ermordeten jüdischen Kinder aus Höxter erinnern. Dieses Erinnern ist der Anlass dafür, dass zahlreiche Besucher den Weg in das Forum gefunden haben. Gemeinsam wollen sie am internationalen Holocaust-Gedenktag der verstorbenen gedenken.


Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. 2005 wurde dieser Tag dann von den Vereinten Nationen zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. So sollen die Horrortaten der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten. Im Höxteraner König-Wilhelm-Gymnasium ist eine Gedenktafel mit Namen jüdischer Kinder zu finden, die zum KWG gegangen sind und ermordet wurden. »Wir müssen den Holocaust auch heute immer noch aufarbeiten, denn das Erinnern an die Gräueltaten der Nationalsozialisten darf nie versiegen. Dazu reichen nicht nur die Nürnberger Prozesse zur Entnazifizierung oder der Geschichtsunterricht«, betonte Bürgermeister Alexander Fischer während der Gedenkstunde. »Bis heute erschweren fehlendes Unrechtsbewusstsein, absichtliches Nichtwissenwollen und auch das blanke Leugnen des Holocausts die Aufarbeitung dieser dunkelsten Zeit unserer Geschichte.« Das Schulmotto des KWGs dazu hieß »Weil Zukunft Geschichte braucht« und wird in diesem Kontext von Lehrerin Corinna Neumann angeführt.


Die Anwesenheit der vielen Jugendlichen sei an diesem Tag besonders wichtig, denn immerhin seien sie verantwortlich für unsere Zukunft und dafür, dass solche menschenverachtenden Ideologien nie wieder ausgelebt werden. »Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich diese Verantwortung gerne und aus voller Überzeugung trage«, sagte Fischer.


Auf einer Leinwand wurden Bilder von den ermordeten jüdischen Kindern gezeigt. Ihre Sterbedaten sind häufig unbekannt – umso wichtiger ist es, dass die Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Die Jugendlichen stellten zwölf völlig unterschiedliche Kinder in unterschiedlichem Alter vor, die doch alle das selbe Schicksal ereilte: der grausame Tod in den Konzentrationslagern. Erwachsen werden durften diese Kinder alle nicht. »Sie mussten damals Ängste durchstehen, die wir uns im Traum nicht vorstellen können«, erklärte Schülerin Kerstin Preuß. Oft seien nur wenige Informationen zu den deportierten Kindern zu finden.
Von den zwölf erwähnten Kindern gibt es nur einen einzigen Überlebenden: Harry Löwenstein (87), der im vergangenen Jahr seine frühere Heimat Fürstenau besuchte und über sein Leben berichtete. Die Gedenkstunde von Stadt Höxter, Jacob-Pins-Gesellschaft und KWG Höxter endete mit einem Zitat von Löwenstein auf der weißen Leinwand: »Behandle jeden Menschen gleich, egal wer er ist. Das ist alles.«

Bildunterschrift: Die KWG-Schüler der Q2 haben Geschichten von deportierten jüdischen Kindern aus dem Kreis Höxter recherchiert und vorgetragen (von links): Kerstin Preuß, Fritz Ostkämper (Vorsitzender der PINS-Gesellschaft), Clea Sakhaii Bürgermeister Alexander Fischer, Lena Drüke, Gina Klinger, Lara Timmermann, Jens Beverung, Lehrerin Corinna Neumann und Floyd Quattelbaum

Bild und Text aus dem Westfalen-Blatt vom 29.01.2019